vom Freitag 25.06.2021 bis 27.06.2021
Anlässlich stetig sinkender Inzidenzen hatte Michi die Idee eines spontanen Besuches in Castagnaro. Also lud er Mitglieder des Vereins und Interessierte ein, endlich wieder einmal in unsere Partnergemeinde zu fahren. Vor dem Termin trafen sich Mitglieder der Freundeskreises Castagnaro e.V. (16 Teilnehmer m. u. w., sternchenfrei!) bei schönem, aber kühlem Wetter in Kirchstiegl auf der hauseigenen Terrasse.
Letztlich fanden sich sechs Leute zusammen, die schnell nach Castagnaro wollten. Michi organisierte einen Kleinbus, stellte ein gut gefülltes Programm zusammen und verschickte es.
Voller Freude erwarteten die Teilnehmer Michi (Fahrer) und Bärbel (Beifahrerin); erst stiegen Hans und Gisela, dann Christa und am Schluss Rita zu. Das Wetter war immer noch gruselig – regnerisch und kühl – am Vortag hatte es strichweise heftig gehagelt, vor allem in Hundham, wo noch ein großer Haufen mit zusammen geschobenen Hagelschlossen zu sehen war.
Ob uns die Grenzer nach Österreich und später nach Italien wohl kontrollieren würden? Alle hatten ihre Impfbestätigungen bzw. die negativen Testergebnisse griffbereit oder im Smartphone abgespeichert. Was konnte uns da noch passieren!? Also nicht geunkt: Tadellos und unkontrolliert kamen wir über die Grenzen.
Unseren ersten größeren Stopp hatten wir beim Castel Toblino, einem landschaftlich außerordentlich reizvoll gelegenen Schlößchen an einem netten Gebirgssee. Nach der Ankunft in Torbole entschlossen sich Bärbel und Michi zu einem erfrischenden Bad im Gardasee, der sich in gewohnter Weise mit bestem Wetter und klarster Aussicht präsentierte.
Rauf auf den Berg und weiter nach Rovereto; wir fuhren die gewohnte Autobahn nach Verona und bogen Richtung Rovigo/Legnago ab. Zuerst vorbei an Wein-, Gemüse- und Obstplantagen ging es entlang von ausgedehnten Getreidefeldern Richtung Po (fiume!), den wir mittels einer sehr langen Brücke überquerten. In Felonika – ganz in der Nähe des riesigen Damms gegen die Po-Fluten – erreichten wir unser an einem Getreidefeld gelegenen Quartier: Agritourismo „La Biocca“. Schau, schau: ein Swimmingpool! Nichts wie rein und anschließend relaxen im rustikal eingerichteten Quartier.
Wir luden im Namen der Gemeinde Fischbachau und im Namen des Freundeskreises Castagnaro die italienischen Freunde zu einem Abendessen im Agriturismo „Corte Oliani“ ein. Ein schöner Platz für viele fröhliche Wiedersehens-Gespräche. Der Bürgermeister Andrea Trivellato und die Vorsitzende des Freundeskreises in Castagnaro Ginea De Grandis bedankten sich offiziell für die Einladung und überreichten für den Bürgermeister und die Gemeinde Fischbachau Geschenke. Auch wir überraschten die italienischen Freunde mit bayrischen, alkoholfreien Kraftdrinks „Wadlbeisser“ zur Stärkung der Freundschaften. Wie üblich unterhielten wir uns – je nach Können – in Deutsch und Italienisch oder auch mit „Händen und Füßen“. Sogar auf sprachliche Besonderheiten bezüglich deutscher und bayrischer Sprache wurde verwiesen , entsprechendes trat auch im Italienischen zu Tage, was durchaus zu allerhand Spaßausbrüchen führte. Nach gewohnt später Heimkehr erholten wir uns des Nachts vom ersten Tag der Reise.
Franco überraschte uns am nächsten Tag mit einer Schar von Oldtimer-Fahrrädern. Michi reparierte erst noch Fabios Kinderfahrrad (Enkel von Fabio und Cinzia) und schon gings ab in Richtung Fattoria Argentina. Mit Oldtimern gingen Castagnaris und Fischbachauer gemütlich auf Tour in die Valle Veronese, ein Teil der typisch flachen, von Kanälen durchzogenen Po-Ebene. Auf Fattoria Argentina luden Leonardo, der Patrone und unsere italienischen Freunde zu einer wunderbar einfachen, aber umso gemütlicheren „Merenda“, einer Brotzeit , die unser Spitzen-Macellaio Paolo Ottoboni (der unsere Weihnachtsmärkte immer mit köstlicher Salami versorgt) mit seinen Wurstspezialitäten reichlich sponserte. Dazu natürlich viel Wasser und ein wenig Wein ! Danach führt uns Leonardo durch sein „ Centro equestre“. Prachtvolle Pferde waren in den Koppeln zu bestaunen, eine Reithalle und ein Turnierplatz mit einigen Sprunghindernissen gehörten zur Anlage. Doriano, Fabio, Bärbel und Hans vergnügten sich dazwischen an einem rasanten Kickerspiel, bei dem es Gott sei Dank nicht um eine Europameisterschaft ging.
Auch die Rückfahrt mit den Fahrrädern gestaltete sich recht geruhsam,
wenn auch so manchen Ungeübten schon ein gewisses Hinterteil etwas schmerzte. Bei Franco angekommen bewunderten wir dessen riesigen Gemüsegarten. Er berichtete, dass er dort für den Eigenbedarf und die ganze Großfamilie Gemüse und Obst ernten könne. Sein Enkel Fabio führte die deutschen Gäste souverän durch die grüne Anlage und verwies immer wieder auf die prachtvollen Pflanzen: “Das gehört alles meinem Opa!”
Am Nachmittag verbrachte die Truppe ihre Zeit mit Baden, Schlafen und Relaxen, was auch wichtig war, denn abends waren die Castagnaro-Freunde bei Franco, dem Ex-Presidente des Freundeskreises und seiner Familie zu Gast. Die Italiener hatten drei Biertisch-Garnituren aufgebaut und reichlich mit Melonen, Schinken, kaltem Braten, Wurst und Käse bestückt; und vor allem: Cinzia kredenzte allerfeinstes Gemüse aus Francos Paradegarten.
Natürlich gab´s auch Wein und selbstgebackenes Brot, später auch hervorragendes Eis und sogar Limoncello und Noicoila (Nusslikör) für die 24 Leute. Sandra, Dorianos Frau bemerkte, dass der Chor St. Martin Fischbachau vor Jahren in einem Konzert das Lied „In vino veritas“ gesungen hatte, was durchaus als Motto des Abends gelten konnte. Lorenzo, der Sohn von Ginea de Grandis, nahm gegen Ende professionelle Fotos von der Gemeinschaft auf.
Der Clou: Franco stellte sein großes Fernsehgerät nach draußen und alle konnten in der lauen Nachtluft nebenbei das Fußballspiel Kroatien gegen Italien ansehen. Als die italienische Mannschaft nach Verlängerung endlich gewann, war der Jubel natürlich groß. Ginea de Grandis, Vorsitzende des italienischen Freundeskreises, verteilte „Regali“ : gegen den Durst Rot- und Weißwein, gegen den Hunger äußerst schmackhafte Würste an die deutschen Gäste.
Auch die Zukunft wurde geplant: Im Jahr 2022 werden die Fischbachauer offiziell nach Castagnaro fahren, die Italiener kommen 2023 nach Fischbachau.
Dort findet dann das 20 jährige Jubiläum der Partnerschaft statt. Spät verabschiedete man sich, viele „Baci“ gabs und Umarmungen, da alle geimpft waren ! Schon ging´s mit dem Bus ins Quartier; doch: „Halt“! Jemand klopfte ans Busfenster: „Tuo telefonino!!!“ Michi hatte sein Smartphone liegen lassen. Danach kehrte Ruhe ein und die Fahrt ging ins Quartier.
Nach kurzer Nacht und passendem Frühstück fuhr der Kleinbus zur nächsten Tankstelle, der sonntags nur mit vielen Tricks der notwendige Dieselkraftstoff zu entlocken war. Weiter ging´s nach Prösels (Etsch aufwärts, Ostseite) zum Mittagessen. Der etwas pampige Ober im Pröselshof wollte das in der Speisen- und Getränkekarte angebotene Bier nicht rausrücken, wenigstens gab es eine erträgliche Alternative; das Essen war aber ausgezeichnet.
Eine zweisprachige Burgführung brachte uns wirklich zum Staunen, die Ausstattung und der Zustand der Burg, die eine umfangreiche Kunstausstellung beherbergte, waren gepflegt, die Aussicht war überwältigend. Mehr dösend und schlafend erreichten die Mitfahrer die Heimat, Bärbel wechselte auf die Fahrerseite, um Michi zu entlasten.
Nach der letzten Rast fehlte auf einmal der Hans. Fünf Augenpaare suchten das Gelände ab. „Ja wo bleibt er denn?“ Er war halt länger beschäftigt und trudelte endlich ein. Ab nach Hause! Nach dem Abliefern der Mitfahrer konnten auch Michi und Bärbel endlich in den „Schlierseer Hafen“ einlaufen.
Schnell und gut geplant, mit sehr gutem Erfolg und Freude bei allen Teilnehmern: Ein ganz besonderes Danke schön an Michael Wismeth für seine bewährte Reiseleitung und grandiose sprachliche (deutsch u. italienisch) Führung. Hoffentlich lässt uns die vierte Coronawelle in Frieden und wir können im Verein so planen, wie es uns taugt.
Hans Irger, 08. August 2021