Kurz vor Weihnachten stand in Italien noch eine Hochzeit an. Denis und Alessia, beide Mitglied im italienischen Freundeskreis und schon lange Jahre miteinander liiert hatten sich entschlossen sich das Ja – Wort zu geben. Christoph und Nicole wurde die Ehre zuteil zur Hochzeit eingeladen zu sein und so machten sich beide am Mittwoch, 7. Dezember auf den Weg Richtung Castagnaro. Die Mutter von Nicola Sordo hatte sich dankenswerter Weise wieder bereiterklärt Nicole und Christoph Asyl für zwei Nächte zu gewähren und nachdem die beiden in dichten Veroneser Nebel das Haus wiedergefunden hatten stand einer herzlichen Begrüßung und dem Bezug des Zimmers nichts im Wege. Danach ging die Fahrt im dichten Nebel gleich weiter nach Menà zu Paolo, mit dem noch ein gemeinsames Essen auf der Tagesordnung stand. Zu späterer Stunde suchten wir dann noch Stefano auf, der mit Freunden in Menà den Saal für das Fest am folgenden Abend herrichtete. Dort wurden wir dann auch unsre Ladung von 50 Liter Bier los, die wir zur lockeren Gestaltung des folgenden Abends mitgebracht hatten. Nach einem kleinen Absacker bei Stefano fielen wir dann zu vorgerückter Stunde totmüde in die Federn der Betten von Annamaria.
Am Tag der Hochzeit erschien Stefano als Fahrer des Hochzeitspaares in ungewohnter Pünktlichkeit mit nur 10 Minuten Verspätung am vereinbarten Treffpunkt samt schwarzer Mercedes – Limousine um uns nach Carpi, wo die Hochzeitsmesse stattfand, zu geleiten. Ziel war zunächst das Haus der Eltern von Alessia wo die Braut, ihre Eltern und bereits unzählige Gäste warteten. Hätten wir gewusst dass die Tische sich unter Last von jeder Menge Köstlichkeiten und Getränken bogen hätten wir auf das vorhergehende Frühstück in der Bar gerne verzichtet. Kurze Zeit später oder um genauer zu sagen drei Minuten vor dem geplanten Beginn des Gottesdienstes wurde dann zum Aufbruch in die nahe gelegene Kirche gemahnt. Vor dem Kirchenportal wartete bereits der Bräutigam auf seine Angebetete. Ob dieser nun vor Kälte aufgrund der feuchtkalten und nebligen Witterung zitterte oder ob die Aufregung schuld daran war lässt sich leider nicht abschließend beantworten aber wir haben Denis schon wesentlich entspannter gesehen.
Es folgte der Einzug in die Kirche und der Beginn einer recht modern gestalteten und wunderschönen Messe welche von einem recht jungen Pfarrer hervorragend und lässig zelebriert wurde. Für die musikalische Untermalung sorgte ein gemischter Chor mit Begleitung durch Gitarren und Holzblasinstrumente. Auffallend war, dass auch das Liedgut sehr modern war und die Messe dadurch sehr kurzweilig war ohne den festlichen Anlass aus den Augen zu verlieren. Nach einer guten Stunde war das Paar getraut, der Bräutigam nun wesentlich entspannter und vor dem Kirchenportal folgte dann die auch bei uns bekannte und beliebte „Reisdusche“. Es folgte ein Brauch, der bei uns in dieser Form an dieser Stelle nicht so bekannt ist. Freunde entführten den Bräutigam und liessen eine verdutzte Braut zurück. Alessia musste sich nun auf die Suche nach ihrem Angetrauten machen. Freundlich wie die anwesenden Gäste nun einmal waren wurde ihr dazu ein Fahrrad modernster Bauart zur Verfügung gestellt. Man musste Alessia schon bewundern dass sie es im Brautkleid und entsprechendem Schuhwerk tatsächlich geschafft hat auf das Fahrrad zu steigen und ihren Gatten zu suchen. Fairerweise sind die Entführer von denis nicht weit gefahren so dass die Suche von Alessia schnell von Erfolg gekrönt war. Ihr Mann wurde leider aber in Folie gefesselt und geknebelt auf der Rückbank des Autos liegend wieder angeliefert. Nach dem Auspacken folgten dann noch die obligatorischen Fotos bevor wir dann zum Essen in einem sehr langen Fahrzeugkonvoi in eine Trattoria nach Isola Rizza fuhren.
Dort angekommen war die nächste Herausforderung zu meistern: Die Aufgabe die sich uns stellte war wie und wo man am besten sein Auto parkt. Der Parkplatz war fast zu klein für die Anzahl Autos oder es waren zuviel Autos für den Parkplatz. Auch dieses Problem wurde schnell, pragmatisch und italienisch gelöst. Es wurde einfach „zugeparkt“ egal ob es Hochzeitsgäste oder andere Gäste betraf. Es folgte ein mehr als opulentes Mahl von über 5 Stunden Dauer. Dem festlichen Anlass entsprechend gab es natürlich die italienische Speisefolge aus Antipasti, Primi, Secondi und Dolce bei denen auch dann die Hochzeitstorte präsentiert wurde. Einziger Unterschied zur „normalen“ Abfolge war, dass es zwischen Primi und Secondi noch ein Sorbet gab und alle Gänge durch jeweils zwei Speisen ausgefüllt waren. Einfach nur sehr gut und Klasse, mehr kann man zum Essen nicht sagen.
Ein weiterer italienischer Brauch ist wohl auch, dass dem Bräutigam die Kravatte abgeschnitten wird und stückweise an den Tischen verkauft wird. Michele ( ein Freund von Stefano ) hatte allerdings die Idee den Vorgang des Abschneidens etwas anders zu gestalten. Die präsentierte Schere wurde ignoriert und stattdessen ein Hackklotz und ein Beil besorgt. Glücklicherweise hatte Alessia wohl noch nicht zuviel vom guten Wein genossen, so dass die ganze Aktion ohne größere Verletzungen für Denis über die Bühne ging. Gegen 18 Uhr wurde dann das Mittagessen beendet und es gab Gelegenheit sich etwas auszuruhen bevor die Feier ab 20 Uhr im Saal von Menà in lockerer Atmosphäre fortgesetzt wurde.
Leider waren am Abend nicht so viele Gäste wie erwartet erschienen. Zum einen lag das wohl am sehr dichten Nebel der viele vom Autofahren abhielt, zum anderen wohl auch am bereits sehr langen Tag. Die ca. 50 Gäste erlebten eine hervorragende Band die alle Klassiker der 80er lässig und locker herunterspielte, es gab natürlich wieder etwas zu essen und gegen 23 Uhr wurde noch ein Feuerwerk in den nebligen Himmel von Menà geschossen das kurz aber sehr heftig war. Auch das gute Augustiner Bier frisch vom Fass fand reissenden Absatz. Gegen Mitternacht leerte sich der Saal dann sehr und auch wir waren froh nach einem langen Tag endlich die horizontale Lage einzunehmen.
Am folgenden Freitag meldete sich der Wecker schon sehr früh um die Gruppe von ca. 50 Italiener zu begrüssen, die von Stefanos Haus in Menà Richtung Fischbachau aufbrach um uns vor Weihnachten noch einmal einen Besuch abzustatten. Auch das Hochzeitspaar nahm am Ausflug ins unsere schöne Gemeinde teil, dementsprechend wurde vor der Abfahrt der Bus an seiner Front noch etwas geschmückt. Auch für uns hiess es dann Abschied zu nehmen um vor den Italienern in Fischbachau einzutreffen.
Hier noch ein paar Impressionen des Glockenspiels beim Verlassen der Kirche und Denis beim Training zum Oktoberfest:
Bilder von der Hochzeit sind natürlich in der Galerie zu finden: