30. April – 2. Mai 2010: Offizieller Besuch in Castagnaro; 9 Freundeskreisler machen sich mit den Radln bewaffnet auf den Weg nach Castagnaro !

Um 7 Uhr ging es los vom Treffpunkt in Hundham: Michael, Barbara, Christa ,Fran…, Uta, Monika und Herbert, Walter und Margitta.
Sigi , der Chronist, stieß erst am Abend dazu und das war sehr gut so, denn- so wurde es mir später bei Wein und gutem Abendessen erzählt- südlich von Bozen, an der Ausfahrt Auer, hatte Michael, il condottiere, eine Eingebung, nämlich die Autobahn zu verlassen, um die Landschaft zu erkunden. Landschaft beinhaltet in dieser Gegend auch ein paar Colli, aber was ein leidenschaftlicher Biker ist, der liebt Berge, so ein Wesen besteht ja eigentlich – wie ein Centaur – aus zwei Hälften, oben Mensch unten Bike, dazu ein Po aus rostfreiem Stahl.

Kaum also raus aus der Autobahn, stand da, nach ein paar gemütlichen Kilometern (ha, ha wohl eher Meter Anmerkung Stahlarsch) so ein Berg im Weg und die Straße führte tückischerweise auf diesen hinauf, statt drum herum oder unten durch und Michael entfaltete seinen langen Arm, reckte das Kinn nach oben und den Blick und den Zeigefinger, alles wies nach oben, und meinte “ da hinauf sollten wir, da oben ist es schön“. Normale Radfahrer  – Monika, Herbert und Uta – normale Radfahrer also, keine Bikegeborenen, wollten natürlich nicht zurückstehen, schwangen oder zwängten sich wieder auf die Sättel, um auch nach oben zu streben, wo das Licht und das Schöne und das Herrliche warten, allerdings, und weil sie auch Genußmenschen sind, stiegen sie nach ein paar Kilometern oder waren es ein paar hundert Meter oder auch nur ein paar Meter, um diese zu schonen, aber vor allem, um das schöne Rundherum länger zu genießen und nicht nur daran vorbei zu fahren, Genußmenschen eben ! Oben warteten schon Michael und Barbara, leuchtenden Auges und führten die Mannschaft nach Entiklar bei Tramin zu einem Schlößchen mit Brotzeit und Wein und alles war wieder gut. Hinunter ging`s leichter und schneller und flugs war man wieder auf der Autobahn in Richtung Süden vom Norden Italiens in den Veneto, unseren Freunden entgegen. Auf der Piazza in Castagnaro traf auch der Chronist ein, nach einer Odyssee durch unbekanntes Land, durch Dörfer, Über- und Unterführungen, Gewerbegebiete, vorbei an Trattorie, durch menschenleere Gassen, entlang der Traversale und Hypotenuse seiner Logik folgend, die keineswegs der Logik von Hinweisschildern entspricht….Um so schöner ist es, wenn man sich dann doch noch trifft. So war es und von der Piazza ging es alsbald zu unseren Quartieren, die einen bei Gabriella, die anderen bei Franco und Cinzia und Michi und Bärbel bei Stefano und Luciana. Wir bei Franco trafen uns bei gutem Essen und mehreren Sorten Wein auf seiner Terrasse und diskutierten bis in die Nacht hinein.
Nun kommt der Tag, der erste Mai, festa del lavoro, Fest der Arbeit und der Pedale. Um 9 Uhr trafen wir uns, zusammen mit unseren Freunden aus Castagnaro, an die 16 Radler, auf der Piazza und um halb zehn gings los auf dem Damm entlang dem Adige / Etsch. Die bange Frage war, ob alle mithalten können: Geplant war nämlich eine Tour über Legnago, Torretta , Carpanea und Villabartolomea zurück nach Castagnaro, alles in allem  gute 46 km. Es radelte sich aber gemächlich dahin, in schöner Harmonie, weil alles eben; ringsum Felder mit Mohnblumen, stille Gehöfte, Dörfer, der träge Fluss zur Rechten, ab und zu eine Kapelle, stille Welt , lange Zeit. In Legnago ging es in das Museum für Umwelt und Archeologie, wo Ausgrabungen aus der Zeit von 5000 v.Chr. über die Antiken Veneter bis zur Zeit der Kelten 1.Jhd. v.Chr. vom vergangenen Leben in der Padanischen Tiefebene zeugen. Das Museum um 18 Hundert als Kavalleriekaserne und danach als Milietärhospital benutzt, war 1999 sehr schön restauriert worden und zeigte anschaulich , wie die Menschen im Laufe der vergangenen Jahrtausende in Krieg und Frieden gelebt haben, die Männlein mit ihren Waffen, die Weiblein mit Schmuck und Töpfen…. und übrig blieb ein Henkeltopf mit ein paar Knochen drin und einem Deckel drauf, das war’s dann. Also belohnt mit einem Mehrwert anWissen stiegen wir wieder auf und fuhren weiter nach Torretta, wo ein Volksfest in Festzelten stattfand. Wir fanden alle Platz, es dauerte zwar etwas, aber dann kam auf einfachen Papptellern ein Essen auf den Tisch, wie ich es in dieser Qualität und bei diesem Betrieb und dieser Menge an Besuchern nie erwartet hätte: Lasagne, vier Sorten Risotti mit Fleisch oder Fisch, Polenta mit Braten und allen möglichen Würsten und vor allem ein Gericht aus gemischtem Fisch, Pesce misto fritto, das ich in dieser Güte lange nicht genossen habe. Die Erklärung für ein solches Organisationstalent im allgemeinen Chaos erhielten wir später: Der Pfarrer von Torretta und Organisator dieser Festlichkeit ist Kommunist ! Bei Don Camillo und Peppone waren die zwei Welten getrennt, hier kämpften sie unter eine Soutane miteinander, aber was herauskam, konnte sich sehen und schmecken lassen. Die Rückkehr nach Castagnaro war eine einmalig schöne Bummel- Radelei (oder Radel- Bummelei?) über die Dörfer, mal langsamer, mal noch langsamer, mal redend, mal schweigend, vorbei an Feldern und verlassenen Höfen, ab und zu ein verfallenes Gebäude, Musestunden in der Campagna……
zurück in Castagnaro gingen wir zurück in unsere Quartiere, um uns ein wenig auszuruhen, weil wir um halb neun eingeladen waren bei den Alpini, in ihrem Vereinsheim. Wie schon beim letzten Mal kochten die Anziani, die Veteranen, auf: Risotto, Polenta mit verschiedenen Braten, Käse, Torten, alles mit vielen Krügen von einem bodenständigen Wein, danach Caffè und Grappa und zwei kurze Ansprachen von den Vorständen der Freundeskreise, beide auf Italienisch !
Ein schöner Ausklang eines schönen Tages.
Am Sonntag ging es nach dem Frühstück nach Barrucella zu Paola und Roberto und der befreundeten Nachbarsfamilie von Paola und Andrea. Dort, auf dem Hof war der Tisch schon gedeckt für einen Stehempfang für ca. 40 Personen. Wir waren aber nur 20 !!!! Dann fuhren wir in unseren Autos über Badia nach Castelbaldo zum Mittagessen in einem Ristorante. Auf dem Weg dorthin kamen wir auch vorbei am Haus vom „Schreiner Wascht“ , wo er seine fantastischen Schäpse brennt. Er war leider nicht zu Hause. Das Ristorante sah von außen so aus , daß man als Tourist daran vorbei gefahren wäre, aber drinnen dann: lange Tische, Familien mit Kindern beim Essen, Alte, Junge, Männlein und Weiblein, Schiache und Schöne, alle zusammen beim Essen und Reden, Schimpfen und Plärren, Lachen und Schreien, dazwischen eine Pause , weil hinter dir ein freundlicher Kellner fragt, ob du noch Risotto magst, oder Würste oder Polenta oder Salat oder Beilagen; der Rote und der Weisse stehen eh vor deiner Nase…….die Zauberformel für den ewigen Frieden. Gschmeckt hat`s, guat war`s, Wohlgefühle im Bauch, Freundschaft in den Herzen und Friede in den Köpfen, so fuhren wir am späten Nachmittag des Sonntag, dem 2.Mai anno domini  Zweitausendzehn zurück in die Heimat, wo alle gesund ankamen.