Nach unserem ersten gemeinsamen Frühstück stellen wir uns zum Gruppenfoto auf: Franco, Maurizio, Dario, Doriano und Frieder, Hans, Evi , Julian und ich. Zu neunt starten wir unter großem Abschieds- Hallo der übrigen Gruppe. Gemütlich geht es über die Krugalm nach Geitau und am Seeberg entlang, vorbei an Bayrischzell zum Zipflwirt und ins Landl. Am Abzweig nach Riedenberg verläßt uns für’s erste der Irger Hans, da er seinem angeschlagenen Herz das Pfitscherjoch nicht zumuten will. Er kommt mit dem Zug am nächsten Tag nach Sterzing und stößt wieder zu uns.
Die Gruppe erwartet nun der erste Anstieg nach Riedenberg und dann eine herrliche Abfahrt zum Kaiserhaus. Vor dem Mittagessen jedoch wandern wir noch ein Stück in die Kaiserklamm hinein, die unsere Italiener sehr beeindruckt. Unsere beiden übermotivierten Doriano und Dario rauschen ohne Stop am Kaiserhaus vorbei. Unser Mittagessen ist an ihnen vorübergegangen. Wir telefonieren und klären den Irrtum auf, doch die beiden sind bereits auf dem Weg nach Kramsach hinunter. Wir brechen nach dem Mittagessen wieder auf und es geht bei elender Mittagshitze hinauf nach Brandenberg, was mit den vollen Bäuchen ganz schön anstrengend war. Eine lange Abfahrt hinunter nach Kramsach entschädigt uns wieder. Die beiden Ausreißer haben wieder nicht gewartet und sind schon auf dem Weg ins Zillertal hinein. Wir radeln hinterher, endlich am Bahnhof in Schlitters klauben wir die beiden wieder auf. Gemeinsam fahren wir zu einer Badepause an den Schlitterer See. Nach einer Abkühlung und einem Eis rollen wir ins Zillertal hinein zu unserem ersten Tagesziel , dem Life style Hotel Mountain and Soul, in Ramsau. Die ersten 78 km sind abgestrampelt und nach einer Dusche genießen wir die tolle Terrasse des Hotels mit einem fantastischen Blick auf Mayrhofen und die Ahornspitze. Ein excellentes Abendessen und ein Absacker auf den gemütlichen Canapees auf der Terrasse rundet einen gelungenen ersten Tag ab.
Montag 15.Juli: Schon um 7 Uhr treffen wir uns auf der Terrasse zu einem ausgiebigen Frühstück. Heute heißt es Kalorien tanken für unseren Alpenhauptkamm. Unsere italienischen Freunde sind schon ganz schön aufgeregt, was sie heute erwartet. Ich predige ihnen, wie an diesem Tag noch sehr oft: „Piano, piano!!!!! Dobbiamo la forza risparmiare !“ Um 8 Uhr starten wir wieder bei wolkenlosem Himmel. Anfangs bis Mayrhofen noch sehr moderat in der Ebene, doch dann steigt unser Weg immer stärker an. Am Schlegeisspeicher sind die italienischen Muskeln schon ganz schön strapaziert, „Michele , e ancora lontano ?!?!“ Wir stärken uns vor dem letzten Stück zum Pfitscher Joch. Dieses letzte Stück fasziniert unsere Freunde einerseits mit der tollen Bergkulisse, aber es fordert auch deutlich Tribut von den Muskeln und der Kondition. Dario meint:“Michele , sei un criminale !!!!!“ Endlich oben am Joch bringen große Kuchenstücke mit Bier langsam die gute Laune zurück. Nach der Erschöpfung keimt die Freude auf, es geschafft zu haben. Doch mittlerweile ist uns die Zeit durch die Speichen gelaufen. Es ist bereits vier Uhr nachmittag und wir wollten eigentlich bis Brixen radeln. Ich merke, daß das zuviel wird und telefoniere mit unserem Irger Hans, ob er nicht vor Sterzing am Ende des Pfitschertals ein Quartier ausfindig machen könnte. Schon kurze Zeit später meldet er sich und hat was perfektes gefunden. Ich sage unser geplantes Quartier ab und wir starten zu einer Endlosabfahrt. Alle Mühen sind vergessen und ich muß schon wieder den Übermut bremsen, mit dem unsere Freunde den Berg hinunterstürzen. Einige Kilometer müssen wir noch trampeln bis wir den Hans vor der Pension Traube sichten. Kaputt, aber glücklich beziehen wir unsere Zimmer, duschen und machen uns dann auf den Weg zum Pizza- Essen. Bei einem Absacker danach in der Pension muß Evi, unsere medizinische Betreuerin Schwerstarbeit leisten , um die diversen Beine an den Trickerpunkten zu quälen und zu regenerieren. Franco ist erstaunt, wie sehr so ein hübsches Mädchen wehtun kann !
Dienstag 16.Juli: Nach dem Frühstück satteln wir wieder unsere „Pferde“ und lassen es heute mal gemütlich nach Sterzing rollen und dann den Etschtal- Radweg , vorbei an Brixen und Bozen, entlang bis kurz vor Auer. Wir finden ein nettes Lokal, wo wir im Garten reichlich Spagetti, Salat und Wein vertilgen. Danach machen wir dummerweise einen Abstecher an den Kalterer See. Auf dem Weg dorthin verabschiedet sich Dario, dem das Pensum reicht und der mit dem Zug weiterfahren will. Am Kalterer See ist es so herrlich zum Baden und Entspannen, daß ich meine Mannschaft nur schwer wieder dazu bewegen kann, weiter zu radeln. Doch schließlich sind wir wieder on tour und starker Gegenwind macht die Strecke bis Trento nicht einfacher. Es summieren sich 178 km zusammen, bis wir müde unser Hotel erreichen. Wieder erleben wir einen schönen gemeinsamen Abend in der Trattoria „due mori“ in Trento.
Mittwoch 17.Juli: Maurizio und Doriano starten schon um 6 Uhr früh, weil sie heute bis Castagnaro durchradeln wollen. Maurizio muß am nächsten Tag wieder arbeiten. Die beiden „leoni“ meistern diese Gewalttour mit Bravour. Maurizio hat mir verraten, daß er die letzten Kilometer nur noch in Trance geradelt ist und seine Beine konnte er nicht mehr spüren. Frieder mußte uns auch verlassen, weil die Arbeit rief. Er fuhr mit dem Zug zurück.
Das Resthäufchen, Franco, Hans, Evi, Julian und ich machte sich gemütlich wieder auf den Etschtal- Radweg. Mittags erreichten wir Ala, wo wir unsere Essenspause einlegten. Danach ging es recht zäh bergauf und bergab über Rivoli nach Bardolino. Wir durften in der Einliegerwohnung bei Cinzia und Franco Quartier nehmen. Mit unglaublicher Gastfreundschaft bewirteten uns unsere Freunde. Cinzia zauberte Leckereien aus der Küche und Franco grillte im Garten wie ein Weltmeister. Später kamen auch noch die Kinder Julia, Ariane und Mirco vorbei. Danke für diesen wunderbaren Abend !!!!
Der Donnerstag 18.Juli begann gleich nach dem Frühstück mit großer Aufregung. Hinter dem Haus von Franco führt ein steiles Sträßlein hinauf. Ich sagte zwar, wir schieben dieses Stück hinauf, Evi jedoch war schon wieder so voller Energie, daß sie losradelte. Hans sah das und radelte auch los. Nach ein paar Metern wurde es zu steil, Evi fiel mit ihrem Radl auf den Hans und beide gingen zu Boden. Hans kam mit dem Schrecken davon, bei Evi drückten die Zahnräder vom Radl Löcher ins Wadl !!!
Da die Wunden recht verschmutzt waren, entschieden wir, daß Evi und Julian mit Cinzia zum Arzt fahren, um die Wunde zu reinigen und daß sie dann noch einen Tag Pause machen. Danach war ja ihre Idee, weiter bis Rom zu radeln, was sie dann auch bis zum Ende druchzogen.Da warens nur noch drei kleine Negerlein !!!! Franco, Hans und ich radelten nach Verona bis plötzlich hinter mir ein Riesenkrach und gleich danach ein Schrei von Hans das gemütliche Pedalieren abrupt beendete. Ich schaute um, Hans uns sein Radl lagen am Boden, Hans rappelte sich gerade wieder auf und zählte noch unter Schock seine Boandl, ob noch alles dran ist und funktioniert. Die Schulter tat weh, das Bein war aufgeschurft und der Brustkorb stach. Aber tapfer, wie der Hans ist, steig er wieder auf’s Radl und weiter giing die Reise. Das Absteigen beim Mittagessen war schmerzhaft und das Aufsteigen noch mehr. Als wir am Krankenhaus von Legnago vorbeiradelten, meinte Franco, es wäre sinnvoll, den Hans durchchecken zu lassen. In der Notaufnahme wurde unsere Geduld auf die Probe gestellt. Hans verschwand und er ward nicht mehr gesehen. Alle Nachfragen von Franco halfen nichts. erst Stunden später kam das Ergebnis: Schlüsselbein gebrochen und Rippen gebrochen. Hans sollte da bleiben, was er aber strickt ablehnte. Also organisierte Franco den Doriano und den Dario, die uns samt Radl mit dem Auto am Krankenhaus abholten und den Rest nach Castagnaro brachten. Ein letzter Abend im Agroturismo mit einem wunderbaren Abendessen, mit Maurizio, Dario, Dorian und Franco mit Frauen und Hans und mir. Trotz der Unfälle konnten wir noch viel Lachen!
Freitag 19.Juli: Doriano bringt Hans nach Verona zum Zug. Ich radle nach Manerba an den Gardasee, wo ich Bärbl treffe, die mit dem Auto kam . Wir verbrachten noch einige Tage am See und eine tolle Radltour war beendet.
Danke an alle Teilnehmer für dieses unvergessliche Erlebnis !!!!