Schon im Laufe des letzten Jahres spielte der Wismeth Michi mit dem Gedanken, im Sommer 2022 mit Italienern Radltouren bei uns zu veranstalten. Später kam die Idee ins Spiel, dass es eine schöne Art der Präsentation und des gegenseitigen Kennenlernens wäre, wenn der frisch gewählte Bürgermeister von Fischbachau, Stefan Deingruber, dem neuen Bürgermeister der Partnergemeinde Castagnaro während einer gemütlichen Radlrunde die verschiedenen Ortsteile und Sehenswürdigkeiten der Gemeinde zeigen könnte. Eine sportliche Gruppe des Freundeskreises Castagnaro sollte die Bürgermeister und weitere italienische Mitfahrer auf Ihrer Tour begleiten.
Geplant – getan: Von Montag 15. August bis Donnerstag 18. August besuchte der neugewählte Bürgermeister der Partnergemeinde von Fischbachau Castagnaro, Signore Christian Formigaro, offiziell die Gemeinde Fischbachau, im Schlepptau der „Presidente del comitivo del gemellaggio“, Franco Biasio, sowie seine Frau Cinzia.
An besagtem Montag, Spätnachmittag, kamen also die Gäste aus Castagnaro in Schliersee an – beherbergt von Michi und Bärbel – und wurden später in Fischbachau von Stefan und einem Empfangskomitee des Freundeskreises, Christa, Reini, Gundi, Emil, Bärbl, Michi und Christian Dehnert, herzlich begrüßt. Es folgte eine Führung durchs Rathaus mit gegenseitigen Fragen der beiden Bürgermeister zur Gemeindeverwaltung und -organisation.
Danach lud Bürgermeister Stefan Deingruber die Gäste aus Italien zu einem gemeinsamen Abend ins Klosterstüberl ein, wobei noch einige Leute dazukamen: Sellmayr Franz (Bürgermeister a. D.), Rita, Brigitte, Hans und Gisela Irger, Maria, Ursula und Lars Lasslop. Auf Grund des warmen Wetters richtete man sich zuerst im Freien ein, zog sich dann aber wegen einer Gewitterwarnung unter die historischen Gewölbe des Klosterstüberls zurück.
Dort ging es wie immer hoch her, Essen und Getränke fabelhaft; schon ertönte wieder das italienische Trinklied „Alziamo biccher….“ Mit fröhlichen und ernsthaften Gesprächen – auch unter Zuhilfenahme von manchmal notwendigen Gesten und Gebärden – ging der erste Abend zu Ende.
Am Dienstag, 16. August, startete die Radlfahrergruppe bei herrlichem Wetter zu einer Besichtigungstour durchs Leitzachtal. Teilnehmer waren Christa und Hans Kreuzmayr, Glatz Reinhard, Gundi und Emil Bolz, Wünsche Bärbl, Wismeth Michi und Christian Dehnert, Irger Hans, Wagner Vroni, Franco und Cinzia Biasio, und natürlich Stefan Deingruber und Christian Formigaro.
Das erste Ziel war Mittelgschwendt – mit kurzer Besichtigung der großen Kuhstalls bei den Schoners – , dann gings entlang der Leitzach nach Wörnsmühl. Dort wollte Stefan seinem Bürgermeisterkollegen das Klärwerk zeigen, das jedoch verschlossen war: Die Belegschaft war zur Behebung eines Defektes nach Elbach ausgerückt. Nach dem Erklimmen des steilen Berges Richtung Sonnenreuth – Krach / Klirr , die Schaltungen waren stark beansprucht – war der nächste Haltepunkt die Jakobskapelle unterhalb des Weilers Auerberg, die einen starken Eindruck hinterließ.
Schon gings rasend schnell bergab und drüben wieder hinauf, erster Gang und Turbo…, durch den Wald nach Deisenried; vorbei an Weinmayrs Pferdetournierplatz nach Kirchstiegl, dem Mittagsrastplatz. Bei blankem Himmel, Schnitzel, Salat, Tagliatelle und Weißbier ließen es sich alle wohlergehen, schon gings nach Süden zurück Richtung Fischbachau. Der Abstecher zur Schweiger-Alm und weiter nach Birkenstein stellte noch eine beachtliche Herausforderung dar, vor allem das letzte Stück bergab. Der Halt kurz vor Birkenstein brachte der Truppe einen guten Blick auf den Kalvarienberg und den Südteil Fischbachaus. Zwei an der Stelle zufällig anwesende gebürtige Italiener begleiteten uns nach Birkenstein. Stefan zeigte uns das Wasserkraftwerk der Gemeinde mit einem Energieeintrag von ca. 20 Kw/h.
An der Gnadenkapelle überzeugte Stefan die Schwester Eresta, dass wir uns sehr über eine Führung freuen würden. Michi übersetzte die Ausführungen der Schwester gekonnt und gut verständlich: Entstehungsgeschichte, Einteilung des Innenraums und die religiöse Bedeutung der Hauptfiguren. Interessanterweise ist ja Eresta die Schwester vom „Schreiner“ Wast (Mayr), einem der Hauptinitiatoren der Gemeindepartnerschaft mit Castagnaro. In Fischbachau trennte sich die Gruppe: Ein Teil zurück nach Schliersee, Stefan ins Rathaus, Hans nach Wörnsmühl. Später, um ca. 19:30 Uhr hatten sich alle im Ratskeller (Biergarten) zum gemeinsamen Abendessen eingefunden, Rita, Gisela und Brigitte stießen wieder dazu. Christian Formigaro wollte unbedingt das Elektroauto von Hans sehen, also durfte er es besichtigen und seinen Informationshunger stillen.
Bis spät in die Nacht palaverte man in Bayrisch, Deutsch und Italienisch, nicht zu vergessen: Das italienische Trinklied wurde wieder geschmettert, was in der Biergartenrunde großen Beifall hervorrief.
Das schöne Wetter gestattete der Gruppe Tags darauf, am Mittwoch, 17. August, eine weitere Radltour. Der harte Kern mit Michi, Bärbel, Christa und Hans, Wagner Vroni, Irger Hans und die drei italienischen Gäste fuhr über die alte, dann über die neue Straße zum Spitzingsee. Die Begeisterung der Gäste über die Örtlichkeit – der glasklare, spiegelglatte See, die beeindruckende Bergkulisse – war offensichtlich, auch die Einheimischen waren hingerissen. Mit Karacho gings runter entlang der Valepp; damit niemand die Abzweigung ins Tegernseer Tal übersehen konnte, fuhr Michi wieder einmal im Kreis und bog dann erst zur Monialm ab. Wie romantisch dieser Durchlass mit seinen Felswänden! Aufwärts bis zur Monialm, dann mit beachtlichem Tempo hinunter ins Tegernseer Tal – der Weg zum Gasthof Angermeier präsentierte prachtvolle Bauernhäuser mit ihren Geranien-Dekorationen, einen weiten Blick zum Leonhardstein und darüber hinaus.
Beim Gasthof angekommen, nahm die Gruppe in einem der schönsten Biergärten Bayerns Platz, wo vier alte Linden einen angenehmen Schatten spendeten. Hans erzählte von der spektakulären Wildererverfolgung auf dem Leonhardstein, wo sich der Wilddieb halsbrecherisch vom Gipfel in den Wald darunter stürzte, um sich der Festnahme durch den Jäger zu entziehen. Gut gestärkt wand sich hernach die Gruppe in Tegernsee durch Autos, Fußgänger und sonstige Verkehrsteilnehmer bis nach St. Quirin. Von dort gings zur Gasse, steil aufwärts, dann bis Ostin, nochmal steil die Kiesstraße auf den „Schuß“ hinauf und durch den Wald einigermaßen kühl nach Hausham. Dort trennten sich wieder die Wege, Vroni nach Irschenberg, Hans nach Wörnsmühl, Michi Bärbel und Gäste nach Schliersee, der Rest nach Fischbachau.
Nach der Rückkehr am späten Nachmittag traf man sich (16 Teilnehmer) zu einem offiziellen Abendessen im Gasthof Mayrhofer in Aurach südlich von Fischbachau. Die angewärmte, von Straßenlärm geschützte Südseite, mit Sonnenschirmen überdacht, war zum entspannten Zurücklehnen und Ausatmen wie geschaffen. Beim Essen und Trinken entwickelten sich wieder abwechslungsreiche Gespräche; Michi, Christa, Bärbel, Gundi und Brigitte, sowie kleine Wörterbücher und Smartphones halfen bei den nötigen Übersetzungen.
Beide Bürgermeister stellten sichtlich bewegt und begeistert fest, dass diese sportliche Art des Kennenlernens eine intensive und freundschaftliche Wirkung für die Gemeindepartnerschaft gebracht hätte.
Bürgermeister Stefan Deingruber bedankte sich ausdrücklich bei Michi und dem Freundeskreis und hob die frisch geknüpften Beziehungen mit Castagnaro hervor. Mit großer Freude stellte er fest, neue Freunde gewonnen zu haben.
Sindaco Christian Formigaro nahm allen Mut zusammen und trug ein paar Sätze in deutscher Sprache vor.
„Es waren drei wunderschöne Tage, besonders die Gegend ist wunderschön und spannend, Eure Gastfreundschaft hat mich beeindruckt. Ich kann sagen, dass ich viele freundliche Menschen kennengelernt habe. Noch zwei Tage hier bei Euch und ich wäre so fit wie ein Model.
Ich lade die Fischbachauer ein, im März 2023 mit uns das „Festa della Battaglia di Castagnaro“ zu feiern.“ (Bei diesem Fest wird die Schlacht der Veroneser Scaliger gegen die Padovaner in historischen Gewändern nachgestellt.) Was einen lautstarken Beifall hervorrief.
Michael Wismeth, der Vorsitzende des Freundeskreises Castagnaro e. V., bedankte sich für das Engagement der Vereinsmitglieder und der Gemeinde Fischbachau und gab der Hoffnung Ausdruck, dass die vergangenen gemeinsamen Unternehmungen die Freundschaft zwischen den Gemeinden Castagnaro und Fischbachau festigen würden.
Am Ende gab es herzliche Umarmungen, man verabschiedete sich und versprach, sich spätestens Ende März zum Castagnaro-Fest in Italien wiederzusehen.
Hans Irger, 18. August 2022