Ja, was braucht ma denn alles? Jedenfalls viel Zeug und dazu noch wegen eines Tipps von Michi, eine Drei- bis Vierfachsteckdose. Man ist doch ausgerüstet, und alles hat einen Akku: Das Radl, der Fotoapparat, das Smart-Phone usw.. Das werden wir uns merken! Ein sehr sinnvoller Hinweis.
Eine erste Fünfergruppe (Michi und Bärbel, Christa und Hans, und noch ein Hans) traf sich am
Mittwoch, 4. September
bei Michi (planmäßige Ankunft 05:00 Uhr), um das restliche Gepäck in das geräumige Fahrzeug einzuladen. Tags zuvor hatte Michi in kluger Voraussicht seinen Anhänger schon mit den Fahrrädern beladen und festgezurrt. Um ca. 05:20 Uhr starteten wir ins das Kreuther Tal, vorbei am Achensee, runter ins Inntal nach Innsbruck und zum Brenner. Bei Trient gings nach Osten ins Val Sugana, wo uns ein kleiner Stau wegen Straßenbau-Arbeiten nur kurz aufhielt. Vorbei an Feltre trafen wir bald in der Stadt Belluno ein, die uns allein schon durch ihre Lage über dem Fluss Piave schwer beeindruckte. Durch verwinkelte Sträßchen erreichten wir unser Quartier Azienda Agricola„Casa de Bertoldi“. Der Zahn der Zeit hatte am Hauptgebäude genagt, dessen ehemals bestimmt prachtvolle Front trotzdem einen beachtlichen Eindruck auf uns machte. Das Nebengebäude beherbergte im Parterre und im ersten Stock eine Reihe von Zimmern, die wir nacheinander bezogen. Erfreulich: drei neue Bäder im ersten Stock! Außerdem ein überdachter Balkon, davor schützte ein grün wucherndes Blätterdach aus Weinreben, incl. reifer, süßer Trauben, vor praller Sonne den Platz vor der Terrasse. Insgesamt ein Ensemble mit morbiden, aber sehr symphatischem Charme. Mit Vroni und Peter, die auch schon eingetroffen waren, rafften wir uns gleich zu einem Besuch in Belluno auf.
Spannend war zu Beginn die Dreifach-Rolltreppe vom großen Parkplatz in die Stadt hinauf, mindestens so steil wie in München am Marienplatz. Sie brachte uns direkt zur Piazza duomo und der Piazza Castello , wo im prunkvollem Palazzo Ricchieri heute die Präfektur residiert. Zwischen den Gassen ist immer wieder ein Blick auf die gewaltigen Belluneser Berge mit der Schiara zu erhaschen.
Bald kehrten wir zum Quartier zurück, denn wir erwarteten unsere amici Franco, Dario und Doriano aus Castagnaro/Mená, die prompt um ca. 16:30 eintrafen. Vom Balkon her wurden sie gleich musikalisch begrüßt: „Buon giorno, cari amici, amici, benvenuti.“ Mit großen Hallo empfingen wir die drei in der Casa de Bertoldi. Nachdem auch sie ihre Zimmer bezogen hatten, fuhren wir zu zehnt zur Besichtigung und zum Abendessen nach Belluno. Eis, Prosecco und später ein feines Menu im „La Taverna“ rundeten den ersten Abend mit unseren Freunden ab.
Donnerstag, 5. September
Welch ein wahnsinns-tolles Wetter!! Strahlend blauer Himmel, so mag man das zum Radlfahrn! Durch ein reichhaltiges Frühstück ab 8:00 Uhr gestärkt, machte sich die Gruppe, um Mitternacht noch erweitert durch Uli und Sabine, auf den Weg zum „Nevegale“. Bald nach dem Start ging es schon ganz schön steil und in Serpentinen auf der Teerstraße nach oben, Muskelkraft und / oder Akkus waren gefordert. Nach gut 20 Kilometern erreichten wir das Refugio „La Casera“. Und? Wars das schon?? Keinesfalls! Nach kurzer Rast nahmen wir allen Mut und Kraft zusammen und quälten uns ein steiles und grobes Strasserl hinauf zur Favergaretta ( 1600m), was selbst bergauf einem Rütteltest gleichkam. Oben angekommen erschloss sich uns ein sagenhaftes Bergpanorama, der Blick Richtung Süden fand sogar glitzernd die Lagune von Venedig. Nur der heftige Wind, der sogar ein unbesetztes Fahrrad umwarf, verhinderte einen längeren angenehmen Aufenthalt.
Schon gings wieder hinunter zum Refugio, wir fuhren einigermaßen vorsichtig, -rumpel –rumpel, dann immer wieder ein Rauschen und Zischen, schon überholten uns alle unsere italienischen Freunde mit Caracho. Gott sei Dank stürzte keiner. Drunten im Refugio labten wir uns an köstlichen Speisen und Getränken, Akkus wurden nachgeladen, mehrere Gruppenfotos geschossen und immer wieder wurde das Bergpanorama bewundert. Alle aufsitzen, Abfahrt! Zunächst auf einer breiteren Straße, danach durch almerisches Gelände, Wälder mit Windwurf, Almwiesen mit Kühen: über Le Ronce, Pian del Monte, durch das Val Cicogna, Cet und Faverge heim ins Quartier. Bis zum Abendessen Freizeitbeschäftigung wie lesen, Smart-Phone tippen, Landschaft bestaunen, ratschen, Gitarre spielen etc. . Um 20:00 Uhr gabs endlich das heißersehnte Abendessen. Es war im Freien unter den Weinreben gedeckt. Das reichhaltige Essen: Salame, formaggio, Spaghetti mit Auberginen und Zucchini, Bohnen, Krautsalat, Tomaten Schweinefleisch, Kartoffelpürree, Zwiebeln. Zum Nachtisch roter und gelber Marmeladenkuchen. Danach: ratschen, Gaudi machen, singen bairischer und italienischer Lieder (Marina, O sole mio, Volare, Azurro…) Auch „Ein kleiner Matrose“ kam zu Ehren. Erst um ca. 23:00 Uhr beendeten wir den Abend.
Freitag, 5. September
Ein erster Blick aus dem Fenster: Es wird regnerisch. Nach dem Frühstück Entschluss zur Programm-Änderung. Fahrräder verladen und mit den Autos nach Conegliano fahren, vielleicht wird’s draußen Richtung Ebene doch etwas besser mit dem Wetter. Denkste! Schon bei der Fahrt und beim Start mit den Fahrrädern regnerisch. Nach ca. 10 km setzte ein heftiges Gewitter ein. Wir flüchteten unter ein Garagendach. Ein italienischer Nachbar von dort kam hinzu und hatte mit unseren Italienern seinen Spaß. Nach einiger Zeit trieb uns doch der Hunger weiter und wir fuhren bei Regen zum vorbestellten Fünf- Sterne-Ristorante „Vigna“.
Nach einem tollen Mittagessen machten wir uns im Regen auf in Richtung unserer geparkten Autos. Die Radwege waren doch ganz schön rutschig, vor allem die Kanaldeckel aus Metall und der Übergang von den Geh- zu den Radwegen. Prompt kam es zu einem Sturz in Conegliano, der jedoch einigermaßen glimpflich abging. Die Fahrräder eingepackt, und schon gings zurück nach Belluno, wo wir ca. 16:30 Uhr ankamen. Um die Zeit bis zum Abendessen entstand das Bedürfnis, die Teilnehmer (w.m.d.) und die Ereignisse musikalisch darzustellen. Auf die Melodie „Da drobn aufn Bergerl…“ entstanden eine Reihe bairischer Verserl. Die Italiener interessierten sich für das, was wir da machten. Wir ermunterten sie, doch auch Verse auf Italienisch zu schmieden. Vor allem Doriano tat sich als metrisch und rhythmisch versiert hervor. Nach Fertigstellung der Verse kam schon bald die Zeit des Abendessens. Wieder wurden wir aufs Beste verköstigt. Danach gabs natürlich reichlich Rot- und Weißwein, auch Wasser für Hans; endlich durften auch die am Spätnachmittag gedichteten Verse abwechselnd dargeboten werden: Dario auf Italienisch, Hans auf bairisch. Zu den Liedern des Vortags kam noch die „Bauernwoche“ dazu, natürlich mit allerhand Gesten, damit der Text auch für die Italiener (und für uns) verständlicher wurde. Jedenfalls hatten wir einen Mordsspaß miteinander. Nach Mitternacht schlichen wir endlich in unsere Betten.
Samstag, 6. September
Wie schauts aus? Nebel im Belluno-Tal. Aber kein Regen, worüber wir sehr froh sind. Frühstück wie gehabt. Schweren Herzens verabschiedeten sich Vroni und Peter. Danach Start zu einer Rundfahrt ab Quartier: Am Südufer der Piave entlang nach Bersaglio, Visom, Cli, Richiana und Pialdier, dann steil nach unten ins Piavetal, über die Piave nach Pasa, San Fermo, Boscon, Bes, Sois und zurück nach Belluno.. Das war eine schöne, abwechslungsreiche Tour mit häufigen Ausblicken auf die tolle Berglandschaft ringsherum! Nach dem Mittagessen in der Trattoria Moretto erwischte uns dann der Regen auf dem Heimweg doch noch !!!
Ja, was machen wir dann bis zum Abendessen? Kurz entschlossen fuhren wir nach Feltre. Dort spendierte uns Franco erstmal ein Eis. (War das gut!!) Er erklärte uns, dass hier in Feltre das Eis überhaupt erfunden wurde. So hats auch geschmeckt. Alle waren von den vielen alten Häusern und Villen beeindruckt, besonders die reichhaltig verzierten Mehrfach-Fenster mit Säulen und Rundbogen, die auch noch mit geschmackvollen Blumenarrangements geschmückt waren. Da entdeckten wir ein altes Theater, das zur Besichtigung offenstand. Nichts wie hinein! Eine blondgelockte Studentin erwartete uns und erklärte auf Italienisch die Bauart, die Malerei und die Funktion des Theaters. Als sie zur Mitte vor die Bühne trat, fiel uns die verbesserte Akustik auf. Plötzlich hieß es, Hans und die Italiener auf die Bühne! Ausnahmsweise durften wir tatsächlich auf die Bretter die „die Welt bedeuten“. Hans sang eine Melodie mit dem Text „Viva la Musica“, die Italiener trugen ein Lied mit drei Strophen bei. Dem werten Publikum gefiel es, da keine Tomaten geflogen kamen. Nach weiteren Besichtigungen (große Palazzi, Stadtmauer, schmucke alte Häuser) ging es zurück zum Quartier, das inzwischen voll ausgebucht war. Der Saal dort war voll, das Abendessen wie gewohnt schmackhaft und reichhaltig. Zu Anfang gab Hans zwei konzertante Gitarren-Solostücke zum Besten. Danach sangen wir allerhand bairische und italienische Lieder, ratschten ausgiebig und hatten unseren Spaß. Bald ging es zur Nachtruhe.
Sonntag, 7. September
Schade, schon heim zu müssen. 8:30 Uhr (ausnahmsweise) Frühstück, packen, Zimmer räumen, ca. 10:00 Uhr herzliche Verabschiedung von unseren italienischen Freunden, Abfahrt nach Cortina. Richtung Dolomiten finstere schwarze Wolken, es regnet immer heftiger, je weiter wir ins Gebirge kommen. Statt einem Bummel im mondänen Cortina, wo es immer noch heftig regnet und wir kaum aussteigen können, fahren wir nach Toblach zum Mittagessen. Ein prima Restaurant verwöhnte uns mit guten Pizzen und einem reichen Salatbuffet. Uli und Sabine fahren dann selbständig heim, wir fahren nach Kufstein weiter (ohne Stau) und verlassen bei Reischenhart die Autobahn. In Hundham werden die Kreuzmayrs ausgeladen und verabschiedet, Hans dann in Wörnsmühl – Eben. Michi und Bärbel können endlich nach Hause fahren.
Ein herzliches „Danke schön“ dem Michi für seine Planung und Durchführung dieser außergewöhnlichen Reise, allen die geholfen haben, dass der Ausflug ein so schöner Erfolg wurde und besonders auch den Fahrern, die alle wieder sicher nach Hause gebracht haben.
- Sep. 2019, Hans Irger